Vermietungsexperte befürchtet Entfremdung von Vermietern und Mietern 

Berlin/Stuttgart. In Deutschland gibt es rund vier Millionen private Vermieter. Im Bundestagswahlkampf spielen diese jedoch so gut wie keine Rolle, beklagt Vermietungsexperte Matthias Heißner. Der Gründer des Bonitätsprüfers Mietercheck.de befürchtet eine Entfremdung von Vermietern und Mietern. „In der Diskussion über den Sinn von Mietendeckeln beispielsweise kommt die Perspektive von Vermietern nicht vor“, so Heißner. Vermieter würden auch in den Programmen der Parteien vernachlässigt oder müssten sogar als Sündenböcke für die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt herhalten. „Dabei brauchen Vermieter und Mieter einander“, betont er.

SPD und Linke fordern einen Mietstopp. Die Grünen wollen sogar einen faktischen „Supermietendeckel“, der nach dem Mietspiegel auf Basis der Mieten der letzten 20 Jahre errechnet werden soll. „Die Parteien werben um Wähler, indem sie versprechen, privaten Vermietern Steine in den Weg zu legen. Vielmehr sollten sie Immobilienbesitzer unterstützen, sodass in Deutschland mehr Wohnraum entsteht“, fordert Heißner. Das würde gerade auch Mietern zugutekommen.

Regulierungen führen zu weniger Wohnungen

Zahlen zeigen, dass sich die Mietsteigerungen im Rahmen der Inflationsrate bewegen. Ein Vergleich von IVD-Research der deutschlandweiten Preisdaten und Daten aus 14 Großstädten des Statistischen Bundesamts (Destatis), des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBSR), des unabhängigen Forschungsinstituts F+B und der eigenen Daten zeigt: Seit 2018 steigen die Mieten zum Teil deutlich langsamer als in den Jahren zuvor. Das ist ein Trend, den alle Institute verzeichnen.

Mit Blick auf die Bundestagswahlen warnt der Geschäftsführer von Mietercheck.de vor noch mehr Regulierungen für private Vermieter. Ein zentraler Grund: Ab einem bestimmten Punkt verknappen Mietenregulierungen das Wohnungsangebot auf dem Markt. Und auch Haus und Grund rechnet damit, dass bei weiteren Bemühungen zum Einfrieren der Mieten mindestens zehn bis 15 Prozent der jetzigen Mietwohnungen vom Markt verschwinden, weil sich das Vermieten dadurch einfach nicht mehr lohnt. Eigentumswohnungen werden dann an Investoren oder private Selbstnutzer verkauft. „Das kann doch nicht im Sinne derer sein, die mehr Regulierungen für Vermieter fordern. Das beste Mittel gegen hohe Mieten ist unkompliziertes Bauen“, erklärt Heißner. Jahrzehntelang habe der Wohnungsmarkt in Deutschland gut funktioniert. „Die Politik muss aufhören, Keile zwischen Mieter und Vermieter zu treiben. Das ist nicht zielführend“, sagt der langjährige Experte. „Die Forderung nach einem Mietendeckel ist reinster Populismus und verschlimmert die Lage auf dem Wohnungsmarkt, statt sie zu verbessern.“