Immobilienmarkt und Corona-Pandemie

Immobilienmarkt und Corona-Pandemie

Vor der Corona-Pandemie konnte man gleich in zweifacher Hinsicht von einem Boom auf dem Immobilienmarkt sprechen: Zum einen war bei Ein- und Mehrfamilienhäusern im Laufe der letzten Jahre ein beeindruckender Wertzuwachs zu verzeichnen und auch die Mietpreise stiegen in bisher nie dagewesenem Maße. Zum anderen gab es in den vergangenen Jahren einen Bauboom, wie es ihn seit den 90er Jahren nicht mehr gab. Letzterer war auf der einen Seite politisch motiviert, um den hohen Mieten entgegenzuwirken, aber auf der anderen Seite auch der hohen Nachfrage am Wohnungsmarkt zu verdanken. Inwieweit sich die Corona-Pandemie langfristig auf den Immobilienmarkt auswirken wird, ist bisher noch relativ ungewiss. Allerdings gibt es Anzeichen, welche darauf hindeuten, dass der Boom sowohl auf dem Mietmarkt als auch im Baugewerbe durch Corona nicht großartig negativ beeinflusst wird.

Die Situation während der Corona-Pandemie

Zunächst hielt die Corona-Pandemie nur schleichend Einzug in die Immobilienbranche. Dies zeigte sich vor allem dadurch, dass Vermieter zwar noch Wohnungsbesichtigungen durchführten, aber hier und dort bereits vor Inkrafttreten der staatlichen Corona-Beschränkungen auf besondere Hygienemaßnahmen achteten. Nach dem Eintritt der staatlichen Kontaktbeschränkungen sowie der Abstands- und Hygieneregeln war ein abrupter Angebotsstopp sowie ein Rückgang der Nachfrage auf dem Immobilienmarkt zu verzeichnen. Dies betraf einerseits überwiegend die Großstädte und Metropolregionen, des Weiteren aber auch den kompletten Wohnungsmarkt, unabhängig davon, ob es sich um Mietwohnungen oder zum Verkauf stehende Gebäude und Wohnungen handelte. Nicht zuletzt die unklare rechtliche Situation führte dazu, dass sich zahlreiche Immobilienbesitzer dazu entschlossen, ihre leerstehenden Immobilien vorläufig vom Markt zu nehmen.

Immobilienpreise sind im Moment stabil

Zwar war zu Beginn der Pandemie das Angebot von Miet- und Eigentumswohnungen am Markt ebenso wie die Nachfrage kurzfristig rückläufig, von einem Preisverfall war während dieser Zeit jedoch nichts zu spüren. Sowohl Interessenten als auch Anbietern war nämlich letztendlich klar, dass die Situation rund um Corona nicht auf Dauer derart angespannt bleiben kann. Das bedeutet aber nicht, dass es in Zukunft nicht anders aussehen kann: Deutschland befindet sich aktuell in einer tiefen Rezession. Wie lange diese trotz Konjunkturpaketen anhalten wird, ist fraglich. De Facto ist das Bruttoinlandsprodukt jedoch in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres um 2,2 % eingebrochen. Viele Angestellte sind dadurch arbeitslos geworden oder befinden sich in Kurzarbeit. Sinkt durch die Lage am Arbeitsmarkt die Kaufkraft, kann dies auch negative Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben.

Kurzzeitiger Auftragsrückgang im Baugewerbe

Auch das Baugewerbe war und ist immer noch von einem Auftragsrückgang betroffen. Letztendlich muss man sich hier aber die Frage stellen, inwieweit dieser mit Corona in Verbindung steht. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Rückgang an Aufträgen im Baugewerbe im April dieses Jahres im Vergleich zum April 2019 bei 5,3 %. Jedoch stieg die Zahl der Aufträge von März bis April 2020 sogar um 2,7 % an. Hier war die Corona-Pandemie jedoch bereits ausgebrochen und zeigte im Rahmen des Lockdowns erste Auswirkungen. Dass es eine Zunahme an Aufträgen im April im Vergleich zum März im Baugewerbe gab, ist daher zunächst positiv zu deuten. Scheinbar wurde diese Branche nicht ganz so hart von der Krise getroffen, wie es zu erwarten war. Dennoch warten viele Unternehmen aktuell ab und scheuen sich vor neuen Investitionen, was den Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zumindest teilweise erklären dürfte. Ursache hierfür dürften einerseits die eingebrochenen Einnahmen sein und andererseits die Ungewissheit darüber, wie lange die Rezession noch dauern wird.

Entwicklung der Rezession ist entscheidend

Die Situation um die Corona-Pandemie beeinflusst die Immobilienbranche aktuell nur marginal. In erster Linie ist das Baugewerbe betroffen, allerdings auch nicht so stark, wie man vermuten könnte. Die Preise auf dem Immobilienmarkt sind hingegen konstant und steigen mittlerweile sogar wieder an. Zumindest hier ist kein Einfluss der Corona-Pandemie zu erkennen, wenn man von dem kurzen Angebots- und Nachfragerückgang im März und April absieht.

Fakt ist letztendlich auch, dass immer ein Interesse an Wohnungen besteht und dies gerade in den Großstädten und Ballungszentren weiterhin wächst. Solange die Nachfrage an neuem Wohnraum hier nicht einbricht, wird sich an der Preissituation kaum etwas ändern. Die Entwicklung der Nachfrage hängt jedoch in erster Linie von der Dauer der aktuellen Rezession ab. Mit sinkenden Preisen am Immobilienmarkt ist daher erst zu rechnen, wenn sich die Lage auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht entspannt und sich weiterhin viele Menschen in Kurzarbeit befinden. Dies würde die Finanzkraft der Mieter belasten und könnte dazu führen, dass diese nicht mehr in der Lage sind, höherpreisige Wohnungen in Großstädten zu finanzieren. Für den Moment sollten sich Vermieter daher in Geduld üben und die weitere Entwicklung abwarten. Aktuell besteht jedenfalls noch kein akuter Handlungsbedarf.